Roma-Arbeit

 

Die jahrhundertelange Verfolgung von Roma in Europa, bis hin zu Vernichtungslagern, ist der Untergang des eigenen Volkes das Trauma der Roma. So hat sich in ihrer Kultur ein tiefes Sicherheitsbedürfniss verfestigt. In ihrer Logik sichert nur der bedingungslose Zusammenhalt des Grossfamilienverbands das Überleben als Volksgemeinschaft. Die Abschottung gegenüber der Mehrheitsgesellschaft gehört ebenso zur über Generationen hinweg verfestigten Überlebensstrategie. Jeder Ausbruch aus tradierten Mustern wird als Schwächung dieses Zusammenhalts und damit als Verrat am eigenen Volk gewertet.

Somit ist es für Roma besonders schwer ihren eigenen Beitrag zur Integration zu leisten. Die durch diese Verhaltensmuster verfestigten negativen Vorurteile gegenüber Roma in der Mehrheitsgesellschaft bestärken diese wiederum in ihrer Ablehnung. Das ist ein Kreislauf, der nur sehr schwer aufzubrechen ist.

 

Kinder in Roma-Familien

 

Aufrgund der beschriebenen Mechanismen ist es für jene Roma besonders schwer, bei denen ein Integrationswille zu erkennen ist. Häufig sind sie willig, aber nicht dazu in der Lage ihren Kindern den Weg zur gesellschaftlichen Teilhabe aufzuzeigen. Ihre eigene Lebenserfahrung und die tradierten Erziehungsstile weisen nur wenig bis keine Schnittmengen mit den Erfordernissen einer Bildungsgesellschaft auf. So fühlen sich die Eltern in ihren Bemühungen schnell überfordert und „flüchten“ wieder in die bekannten Lebensmuster. Hier können sie nicht so viel falsch machen und sie erfahren zumindest durch die eigene Grossfamilie eine Anerkennung, die sie von sonst niemandem erwarten können.

So stecken auch die Kinder in einem System von Anpassungsdruck an die Erwartungen der Grossfamilie und der Furcht vor Ausgrenzung in Kindergarten und Schule. Sie sind überladen mit familiären Verpflichtungen, gesellschaftlichen Anforderungen und den erzieherischen Widersprüchen, die sich für sie in der Schule einerseits und der Familie andererseits ergeben. Diese Überforderung lässt die Kinder häufig verhaltensauffällig werden und ungern zur Schule gehen. In dieser Ablehnung werden sie durch die Eltern häufig bestärkt. So erfahren sie sehr früh die vermeintliche Solidarität der Eltern und die Sanktionierung ihres Verhaltens durch die staatliche Institution Schule. Ein Muster, dass die Kinder in ihrer Erwartung bestätigt von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt zu sein und nur im Familienverband Sicherheit zu finden. So verfestigen sich tradierte Lebensmuster bereits in jungen Jahren und rechtfertigen Angriffe auf die Gesellschaftsordnung als eine Art Notwehr. So treten Roma-Kinder häufig sehr früh mit kriminellen Handlungen in Erscheinung und gelten unter Mitschülern als besonders aggressiv.

 

sozialpädagogische Hilfe in Roma-Familien

 

Unter den genannten Umständen erscheint eine sozialpädagogische Intervention nicht besonders erfolgversprechend, die „von außen“ kommt. Für die Roma steht diese immer im Verdacht, eine Integration zu Lasten des sozialen Zusammenhalts der eigenen Familie zu betreiben. Ist von den Kindern erstmal Ausgrenzungserfahrung in Schule oder Kindergarten gemacht, sind auch sie kaum noch für Verhaltensänderungen offen.

So erscheint für Roma-Familien die frühzeitige und kontinuierliche Begleitung durch eine Vertrauensperson die einzig sinnvolle Hilfe zu sein. Vertrauen kann nur einer Person entgegengebracht werden, die mit Sitten und Gebräuchen vertraut ist und ihre Sprache spricht. Diese Person muss in einem langwierigen Prozess immer wieder den konstruktiven Umgang mit kulturellen Widersprüchen aufzeigen und die Angst vor gesellschaftlicher Integration nehmen. Durch die eigene Migrationserfahrung wirkt die intervenierende Person auf die Eltern besonders glaubwürdig und ist für die Kinder häufig die einzige akzeptierte Bezugsperson außerhalb des Familienverbands. Das ist eine nicht zu unterschätzende Erfahrung, die ihre Eltern in der Regel so nicht machen konnten. In diesem Moment findet eine erste Öffnung nach Außen statt, die es ohne die Berücksichtigung der Roma-Kultur, ihrer Sozialisation und Lebenserfahrungen nicht gegeben hätte.

 

Unsere Motivation

Kinder und Jugendliche brauchen die Chance auf schulische, berufliche und gesellschaftliche Eingliederung. Wir haben die Pflicht ihren Bildungsweg zu organisieren und ihnen alle Kompetenzen für gesellschaftliche Teilhabe zu vermitteln. Dies gilt vor allem dann, wenn die Herkunftsfamilie nicht Willens oder in der Lage ist, ihren Kindern die notwendige Unterstützung zu bieten. Die GasH möchte genau das leisten und sich am Erfolg messen lassen!